In Zeiten von Social Distancing wächst die Sehnsucht nach Nähe. Wir müssen notgedrungen Abstand halten und suchen uns daher Alternativen, um diesen zu überbrücken. Was physisch und real nicht möglich ist, soll die digitale Welt für uns „richten“: uns näher an das gewünschte Gegenüber zu bringen.

Dieses Gegenüber können Menschen aus dem privaten oder beruflichen Umfeld sein, es können aber auch Gegenstände sein, die wir als Produkte im Onlineshop auswählen und per Mausklick kaufen können. Der e-Commerce – ein Schlagwort aus der „Kinderstube des Internets“ – erlebt trotz kontinuierlicher jährlicher Zuwächse gerade jetzt einen weiteren unglaublichen Boost. Er verhilft den Major-Playern wie Amazon, Zalando & Co. zu Rekordumsätzen und bringt die Lieferdienste an Ihre Kapazitätsgrenzen und sogar darüber.

Wenn das Gegenüber Menschen sind, so reicht eine Webcam, ein schnelles Internet und eine Applikation in Form von Videochat- und Videoconferencing-Tools, um diese miteinander zu verbinden. In Rekordzeit haben Firmen Ihre Kommunikation in die Home Offices Ihrer Mitarbeiter ausgelagert, sodass diese zumindest große Teile Ihrer täglichen Arbeit entfernt von ihrem gewohnten Firmenschreibtisch verrichten konnten.

Funktioniert dies auch mit dem Produkt „Immobilie“?

In der „Kinderstube der Immobilienmakler“ in den späten 60ern und frühen 70er Jahren, bestand der Aufgabenbereich der Immobilienmakler in der Kenntnis und der Vermittlung von Verkaufs- und Vermietungsgelegenheiten. Man besuchte die Immobilienkanzlei, kaufte einige Adressen (die der Makler wiederum von verkaufs- bzw. vermietungswilligen Abgebern bekam) und kümmerte sich selbst um die Kontaktaufnahme direkt vor Ort. Diese Praktiken wurden bald durch Inserate von Maklern abgelöst, die nun in Printmedien (Magazinen und Tageszeitungen) mit wortgewaltigen und beschreibenden Texten (wie „einzigartiges Traumhaus in idyllischer Ruhelage“) warben um nach Kontaktaufnahme mit den Interessenten Besichtigungstermine wahrzunehmen.

Mitte der 90er Jahre fand das Internet eine große Verbreitung auch in Immobilienkreisen und man erkannte rasch das Potential mit einer eigenen Website auch Fotos und Grundrisspläne einem breiten – auch internationalen – Interessentenkreis zur Verfügung zu stellen. Einige Makler begannen schon sehr früh auch Videos und 360-Grad-Rundgänge zu erstellen, um Ihrem Kundenkreis einen noch besseren Eindruck von der Immobilie zu vermitteln. Das erspart sowohl dem Interessenten als auch dem Makler unnötige Wege, wenn gewisse Kriterien bereits im Vorfeld als No-Go für den Kunden identifiziert werden. Auch wir von IMMOTOTAL haben bereits seit Firmengründung (2005)  für manche Immobilien das Tool der 360-Grad-Rundgänge eingesetzt – damals noch extrem kompliziert mit voluminösen digitalen Spiegelreflexkameras in Verbindung mit Nodalpunktadaptern und aufwendiger Stichtingsoftware. Mittlerweile ist die Produktion dieser Rundgänge mit One-Shot 360-Grad-Kameras ein sehr einfaches Unterfangen.

Können wir aber das Produkt „Immobilien“ mit einem Produkt aus dem Amazon oder Zalando-Sortiment vergleichen und diese auch „online shoppen“? Wir bekommen doch auch tolle Fotos, Videos und eine 360-Grad-Betrachtung als Entscheidungshilfe „serviert“.

Hier muss vorerst zwischen gewerblichen Immobilien und Wohnimmobilien unterschieden werden. Für letztere kann die aufgeworfene Frage mit einem klaren Nein beantwortet werden. Eine Wohnimmobilie muss „gefühlt“ werden, man muss persönlich durch die Räume gehen, aus den Fenstern blicken, das Umfeld wahrnehmen und ein „Bauchgefühl“ entwickeln.

Der Vergleich Mensch und Immobilie

In Zeiten der Corona-Isolation bekommen wir eine überdurchschnittlich hohe Resonanz auf unser Immobilienangebot, weil die Interessenten mehr Zeit vor dem Computer verbringen und sich die Immobilien, auch bedingt durch die gute Aufbereitung mit den 360-Grad-Touren, noch genauer ansehen. Aber die Frage nach einer Besichtigungsmöglichkeit ist – bei Gefallen – nach wie vor bei 100% aller Kontaktanfragen gegeben – auch wenn es aktuell nicht möglich ist. Wohnimmobilienkauf mittels „Warenkorb und Kasse“ ist nach wie vor eine Utopie und erlaubt einen gewagten Vergleich zwischen Mensch und Immobilie. Oder würden Sie in eine Partnerschaft eintreten, mit jemanden den Sie online kennengelernt haben ohne ihn zu daten? Das „Kennenlernen“ ist das Auseinandersetzen mit Werbemedien (Fotos, Videos, 360°-VR-Touren) und das „Date“ ist die Besichtigung. Je besser und aussagekräftiger das werbende Medium, desto höher ist die Chance auf ein Date. Verläuft dieses zur Zufriedenheit des Interessenten „verliebt“ er sich in die Immobilie. So steht einer vielversprechenden Zukunft, hier in Form eines Ankaufes oder Anmietung, nichts mehr im Wege.

Die Digitalisierung wird in der Post-Corona-Zeit weiter und mit noch höherem Tempo vorangetrieben werden, noch höhere Bandbreiten, noch höhere grafische Auflösungen, noch ausgefeiltere 360°-Touren, VR (virtual reality) wird noch mehr Einzug in unser Leben halten. Aber dennoch entscheidet der Mensch aus Fleisch und Blut, mit Gefühl und Empathie, welche Immobilie in seine Lebensplanung passt und bei dieser Entscheidung ist der Computer offline.