Das Coronavirus (COVID-19) trifft neben uns Menschen auch die Wirtschaft weitgehend unvorbereitet und mit voller Wucht. Während bereits in fast allen Kanälen von einer drohenden Rezession gesprochen wird, reagiert der Immobilienmarkt: Gewerbliche Immobilien, Hotels und Einzelhandel sind massiv von drastischen finanziellen Einbußen betroffen, einige Immobilienfonds haben schon deutlich an Wert verloren.

Auswirkungen auf den Immobilienmarkt

Betrachtet man die Entwicklungen der letzten Jahre, so kletterten die Immobilienpreise stetig nach oben. Selbst in strukturschwachen Regionen kam es zu einem merklichen Wachstum, in Premiumlagen in Westösterreich oder im Großraum von Wien sogar zu signifikanten kontinuierlichen Preissteigerungen. Wer Immobilienbesitz geschaffen hat, wurde verwöhnt. Man bewohnte oder vermietete eine soeben gekaufte Liegenschaft und hatte neben dem Wohn- oder Renditeeffekt auch noch eine permanente Wertsteigerung seiner Immobilie.

Dann kam COVID-19 und man spürt als Immobilienbesitzer oder Käufer erstmals ein Unbehagen. Wir haben aus Finanzkrisen der letzten Jahre gelernt, dass diese unweigerlich auch Auswirkungen auf die Immobilienpreise haben und so wird es auch in der Post-Corona-Zeit sein, doch hier müssen wir genauer hinsehen: Es ist davon auszugehen, dass die Corona-Krise ein Umdenken auslösen wird. Weg von der umfassenden Globalisierung und der gnadenlosen Auslagerung von Produktionen in Niedriglohnländer, hin zu einer vernünftigen und dennoch wirtschaftlich vertretbaren Ressourcenverteilung, um in keine vollständige Abhängigkeit von einem Land (z.B. China) zu geraten. Sicherheitsdenken wird in den Vordergrund gerückt. Sicherheit in doppelt abgesicherten Logistikketten, Sicherheit in einem revolutionären Gesundheitssystem, Sicherheit auch in Steuermechanismen der Finanzsysteme.

Sehnsucht nach Schutz

Betrachtet man die Maslowsche Bedürfnispyramide, so finden sich die physiologischen und die Sicherheitsbedürfnisse wie „Wohnung“ und „Schutz“ ganz unten als Grund- und Existenzbedürfnisse. Diese Sehnsucht nach Schutz ist mitunter auch eine Triebfeder, die den Menschen zu einem Investment in Immobilien führt. Immobilien kann man „angreifen“, Aktien oder Geldscheine sind gedrucktes Papier oder werden überhaupt nur virtuell dargestellt (Kryptowährungen). Immobilien befinden sich auf Grund und Boden und dies ist durch die Erdoberfläche limitiert und bestenfalls (auch physikalisch beschränkt) nach oben erweiterbar. Immobilien bieten uns auch Schutz vor Witterung, Bedrohungen und Kälte. Wenn es aber wirklich ernst wird, können uns die bunt bedruckten Geldscheine nur kurz vor der Kälte bewahren, davon konnte schon Hubert von Goisern ein Lied singen.

Dieses Sicherheitsdenken ist auch ein Schutzschild gegen die Auswirkungen des Coronavirus. Wir brauchen Immobilien, um unser Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen. Temporär kann es zu kurzfristigen „Erschütterungen“ kommen wenn das derzeit attraktive Zinsniveau angehoben wird und das Investmentklima dadurch gebremst wird. Das ist derzeit aber kaum anzunehmen, denn eine derartige Zinspolitik würde die Rezession weiter verstärken. Auch die Verunsicherung von Selbständigen, die massiven finanziellen Schaden erlitten haben oder eine drohende Arbeitslosigkeit von Angestellten kann die Investitionsfreude kurzfristig trüben.

Meine Prognose

Dennoch bin ich überzeugt davon, dass nach einer kurzen Schockstarre bis in den Sommer hinein, die Immobilientransaktionen mit einer Verzögerung wieder Fahrt aufnehmen werden. Die Immobilienpreise in guten und sehr guten Lagen werden weitgehend stabil bleiben, wenn auch das Wachstum wirtschaftsbedingt gebremst wird. Da Immobilien ohnehin als ein langfristiges Investment zu betrachten sind, wird sich an der Stabilität von Betongold in Österreich nicht allzu viel ändern. Der Luxusimmobilienmarkt wird deutlich sensibler reagieren und kann – je nach Lage und Objektausstattung – zu rückläufigen Preisen führen. Der Markt für Ferienimmobilien im Ausland (Spanien, Italien) wird für eine gewisse Zeit komplett einbrechen und ist dann neu zu bewerten, wenn wieder Normalität in unser Leben, in die Wirtschaft und in die Finanzwelt eingekehrt ist.